Schreiben in Corona-Zeiten

Schreiben, Briefe schreiben, Nonsense schreiben - das geht auch oder vielleicht sogar besonders gut aus der Distanz. "Soziale Distanz" ist eines der Unwörter, die in Corona-Zeiten entstanden sind. Denn es geht nicht darum, sondern ums Abstandhalten. Ganz körperlich. Und nur zu Menschen, von denen ich nicht weiß, wer sie sind oder was sie in den letzten Tagen getrieben haben. Natürlich können das auch die eigenen Kinder oder Enkel sein. Man will ja auch nicht unbedingt wissen, was die so alles treiben. Aber der Kontakt muss deswegen nicht weniger werden.

Ich habe selten so viele Briefe geschrieben, wei in den letzten Wochen. Bisweilen habe ich mich in Zeiten zurückversetzt gefühlt, als weder social media noch email noch messenger gab. Die Kommunikation auf diesen Wegen ist ja inzwischen Alltagskram. Das kann man zwischendurch erledigen. Für einen Brief brauche ich Zeit, Papier und einen vernünftigen Stift. Und dann auch noch einen Biefumschlag und eine Briefmarke. Und wenn der Brief heute nicht fertig wird, dann eben morgen.

Beim Briefe Schreiben kann man wunderbar ein Schlückchen trinken, allerdings nicht zu viel, sonst wird die Schrift unleserlich und der Empfänger merkt gleich, was los war. Beim Schrfeiben bekomme ich auch nicht gleich eine Antwort. Und Briefe sind unglewich länger als Whatsapps oder Emails. Da müssen meine Leserinnen und leser sich dann etwas Zeit nehmen. habe ich ja auch getan, als ich geschrieben habe.
Immerhin kann man den Brief dann per Email oder Telegram  ankündigen. Man kann sogar über SWkype oder jitso.meet den Brief vorher zeigen und sagen: Hey, ihr kriegt einen brief von mir.

Und dann müssen die andern eben warten, bis der Brief da ist. Sie merken aber auch, dass sie mir wichtig sind, viel wichtiger als man dass per messenger rüberbringen kann. Ich habe nämlich über sie nachgedacht und einige meiner Gedanken aufgeschrieben. Und ich habe länger nachgedacht, als ich das sonst bei kurzen Infos tue.

Und für meine Enkel habe ich sogar gereimt. Und jetzt dürfen sie zu dem Reimzeug Bilder malen.
Wie wunderbar sind doch die Corona-Zeiten.

Ich weiß, ich habe es gut: Ich muss nicht Kinder Hüten, Home-Office machen, Kochen und Entetainen gleichzeitig. Mich stört an meinem Schreibtisch niemand, außer ich möchte gestört werden.

Und Konferenzen über Zoom, jedenfalls wenn man sich ganz drauf konzentrieren kann, sind auch angenehmer als reale Konferenzen. Man kann nebenher Kaffee trinken und rauchen. Und wenn die Kollegen zu merkwürdig reden, lege ich mein Headset ab und schreibe mir ein paar Gedanken auf.  Falls ich welche habe. Und das macht dann auch noch Eindruck. Man sieht mich ja schreiben.

Also genießen Sie diese Zeiten. Es sieht so aus, als seien sie bald schon vorbei. Und schreiben Sie doch mal jemandem, den oder die Sie mögen, ganz ohne Ankündigung. Sie werden merken, das hat eine ganz besondere Wirkung.